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Osteoporose im Fokus: Warum vor allem Frauen gefährdet sind – und was präventiv wirklich wirkt

Osteoporose im Fokus

Der stille Knochenschwund verläuft jahrelang symptomarm, Frakturen markieren häufig den ersten Wendepunkt. Osteoporose betrifft beide Geschlechter, die Last liegt jedoch klar bei Frauen. Der physiologisch bedingte Östrogenabfall rund um die Menopause beschleunigt den Knochenabbau, vermindert die Mikroarchitektur und erhöht das Frakturrisiko bereits ab dem sechsten Lebensjahrzehnt. Zusätzlich trifft eine geringere maximale Knochenmasse auf höhere Lebenserwartung sowie Arzneitherapien, die den Knochenstoffwechsel beeinträchtigen, etwa Aromatasehemmer. Prävention erhält dadurch den Rang eines Lebensprojekts: Frühes Ziehen der richtigen Hebel bewahrt Stabilität, Mobilität und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter. Unbemerkte Höhenverluste und anhaltende Rückenschmerzen deuten häufig auf bereits erfolgte Wirbelkörperfrakturen.

Warum Frauen häufiger betroffen sind

Östrogene regulieren die Balance zwischen Osteoklasten und Osteoblasten. Mit dem hormonellen Umschwung in der Perimenopause steigt die Knochenumbaugeschwindigkeit, die Resorption dominiert, trabekuläre Strukturen verlieren Festigkeit. Frauen starten zudem mit einer kleineren Skelettgröße in das Erwachsenenleben, die Spitzenknochenmasse fällt niedriger aus. Das addiert sich in späteren Jahrzehnten zu einem deutlichen Risikoanstieg. Lebensphasen wie Schwangerschaft und Stillzeit verändern den Kalziumhaushalt kurzfristig, die Knochendichte stabilisiert sich anschließend wieder. Relevanter wirken Faktoren wie Untergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Hyperthyreose, chronische Entzündungen sowie medikamentöse Einflüsse, unter ihnen Glukokortikoide und Aromatasehemmer. Auch Stürze treten im höheren Alter gehäuft auf, was die Frakturlast zusätzlich nach oben treibt. Entscheidend wirkt zudem die in Kindheit und Jugend erreichte Peak Bone Mass: Defizite aus Wachstumsjahren begleiten das spätere Leben als strukturelles Handicap.

Fundiertes Wissen stützt Entscheidungen: Es lohnt sich, sich früh damit zu beschäftigen, wie Osteoporose vorbeugen möglich ist. Im Mittelpunkt stehen Kraft- und Sprungreize, adäquate Proteinversorgung, eine bedarfsgerechte Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr, Sturzprävention sowie eine individuelle Abklärung, ob eine Hormontherapie in Frage kommt. Solche Ressourcen ersetzen keine ärztliche Diagnostik, sie ordnen Befunde und schaffen Klarheit über Prioritäten im Alltag. Regelmäßige Verlaufskontrollen mittels DXA in mehrjährigen Abständen sichern steuerbare Prävention.

Bausteine einer wirksamen Prävention

Prävention Osteoporose Frauen

Diese Elemente festigen das Skelett messbar und senken die Frakturrate:

  • Regelmäßiges Kraft- und Sprungtraining stärkt Knochen und Muskulatur; mindestens zwei bis drei Einheiten pro Woche, periodisiert
  • Proteinzufuhr von etwa 1,0–1,2 g/kg Körpergewicht stützt Muskelaufbau und Knochenmatrix
  • Kalziumzufuhr von 1.000–1.200 mg pro Tag aus Lebensmitteln, ergänzt bei Bedarf; Vitamin D so dosieren, dass 25-OH-D bei 30–50 ng/ml liegt
  • Sturzprävention durch Gleichgewichtsschulung, Sehhilfen, wohnumfeldbezogene Anpassungen und medikamentenbezogene Reviews
  • Nikotinkarenz und maßvoller Alkoholkonsum schützen Mikroarchitektur und reduzieren sturzbedingte Risiken
  • Medikamentenreview bei Glukokortikoiden, Protonenpumpeninhibitoren, SSRIs und Aromatasehemmern; Exit-Strategien und Knochenschutz festlegen

Präzisere, praxisnahe Risikobewertung mit FRAXplus

Die International Osteoporosis Foundation meldete Ende 2023 den Schritt zum neuen FRAXplus-Portal: Der weltweit etablierte Risiko-Algorithmus erhielt auf einer modernisierten Plattform länderkalibrierte Rechner und optionale Modifikatoren wie Sturzereignisse im Vorjahr oder die Nähe einer vorangegangenen Fraktur. So entsteht eine feinere Risikoprognose, die Entscheidungen über Bildgebung und Therapie noch gezielter ausrichtet. 2025 folgten zusätzliche Justierungen, darunter Anpassungen für primären Hyperparathyreoidismus und die Anzahl vorangegangener Frakturen. Diese Weiterentwicklung stammt aus dem akademischen Umfeld der Universität Sheffield und stärkt die präventive Praxis durch validierte, international verfügbare, evidenzbasierte Werkzeuge.

Frauen im Blick – Prävention konsequent verankern

Östrogenverlust, geringere Spitzenknochenmasse und eine Häufung sturzrelevanter Faktoren erklären die stärkere Betroffenheit von Frauen. Diagnostik und Prävention greifen idealerweise früh ineinander: strukturierte Risikoabschätzung, gezielte Lebensstilinterventionen, evidenzbasierte Pharmakotherapie bei hohem Risiko und konsequente Sturzprophylaxe. Gesellschaftlich wirkt ein Perspektivwechsel: Knochengesundheit rückt aus der Randnotiz der Menopause in den Mittelpunkt langfristiger Gesundheitspolitik. Wo Screening-Empfehlungen, Leitlinien und digitale Tools zusammenlaufen, sinkt die Frakturlast messbar. Der Weg liegt auf der Hand – den Knochenstoffwechsel stärken, Stürze verhindern, Therapieadhärenz sichern und Versorgungslücken schließen. Interdisziplinäre Strukturen verankern diese Standards im Versorgungsalltag nachhaltig.

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